„Es muss sich etwas ändern!“ der Spruch traf dieses Jahr wohl in vielen Bereichen zu, und auch für unsere Gruppe könnte er das Motto des Jahres gewesen sein. Der rote Faden 2022, der mit der Neugründung des Sprecherteams Ende 2021 geknüpft wurde, hieß „Organisation der NABU-Ortsgruppe“: Wir brauchten Struktur, geregelte Abläufe, Informationsmanagement und Zuständigkeiten. Auch Bestandaufnahmen von vorhandenem Material und Grundstücken, alles musste erstmal in vielen NABU-Treffs und Arbeitskreissitzungen auf den Tisch und sortiert werden. Hier wurden Synergien frei aus sehr engagierten und fähigen Neumitgliedern und „NABU-Veteranen“, die hier alle unschätzbares geleistet haben. Nun haben wir eine Ehrenamtslotsin, Gebietskenner, Projektleiter und Fachbeauftragte. Prozesse wurden optimiert und Leitlinien erarbeitet. Natürlich bleibt noch viel zu tun, aber nun haben wir bessere Werkzeuge, um unsere Aufgaben möglichst effizient anzugehen.
Die meisten Punkte unseres Jahresprogramms konnten wie geplant stattfinden und waren allesamt gut besucht. Mit Exkursionen, wissenschaftlichen und bilderreichen Vorträgen und Aktionstagen war wieder für jede/n was dabei. Vogelexperte Wilfried Nowak führte uns im Frühjahr über den Aidlinger Venusberg, mit Evelyne Jeanrond ging es zu den Kiebitzen im Rohrauer Krebsbachtal und Inge Kaipf ging im Juli auf Fledermaussuche in Böblingen. Ein bisschen Technik gab es für Freunde der Fotografie bei der Exkursion mit Foto-Profi Ludwig Migl. Martin Klatt referierte über naturnahe Gärten, Werner Deininger stellte uns die Vogelinsel Helgoland an eigenen Bildern vor und Stefan Kress erklärte uns die Auswirkungen der Lichtverschmutzung und wie man es besser machen kann. Auch zum Thema Landwirtschaft gab es eine Veranstaltung mit Film und Vorstellung des Konzepts der Solidarischen Landwirtschaft.
Ein Hauptpunkt unserer Arbeit war wieder die Nistkastenpflege im Kreis, denn jährlich durchzuführende Putzaktionen benötigen viel Zeit und Helfer. Viele Kirchtürme und Bäume wurden bestiegen, um die Nisträume wieder herzurichten. Immer wieder gab es hier interessante Beobachtungen über verschiedene Nestformen, Spuren der Belegung und Siebenschläfer, die sich hier zwischendurch auch mal einrichten.
Auch in der Gebietspflege ist dieses Jahr seit langem mal wieder einiges passiert. Natürlich wurde wie jedes Jahr der Steinbruch Durst in Darmsheim von Müll befreit. Aber auch auf unseren eigenen Flächen, über die wir nun endlich Dank Matthias Genslers Recherchen wieder einen Überblick haben, wurde gearbeitet. Auf unserer schönen, schrägen Streuobstwiese an der Pfefferburg wurden Mitglieder rund um Mary Gensler aktiv, um die Fläche ökologisch aufzuwerten.
Unsere NABU-Gruppe hat an zwei externen Monitoring-Programmen teilgenommen. Das Rebhuhn-Team rund um Sabine Herz suchte nach Tonspuren der bedrohten Agrarvögel, das Haselmaus-Team rund um Karina Kohler und Chris Hoffmann nach den kleinen Schlafmäusen in dafür angebrachten Kästen im Ehninger und Böblinger Wald.
Zu sehen und zu sprechen war unsere NABU-Gruppe auch wieder auf dem 2. Streuobstwiesenfest in Weil im Schönbuch. Unser Standmotto waren diesmal die unterschiedlichen Lebensräume, die Streuobstwiesen bieten können. Hier hatten aktive Neumitglieder Miniaturen von Sandarium, Benjeshecke und Steinhaufen gebaut, die die Gestaltungsmöglichkeiten begreifbar machten. Auch für Kinder gab es wieder Bastelaktionen rund um das Thema Insekten und Nisthilfen.
Gute Vernetzung ist der Schlüssel für mehr Handlungsmöglichkeiten! Auch das hatten wir uns dieses Jahr auf den Zettel geschrieben und mit anderen NABU-Gruppen, dem NES, BUND, Greenpeace und anderen Natur- und Umweltschutzgruppen unsere Kontakte intensiviert. Im Sommer waren wir dann zu Gast im Umweltzentrum beim Tag der offenen Tür, wo wir im kommenden Jahr auch unsere NABU-Treffs abhalten wollen. Auch sind für nächstes Jahr gemeinsame Projekte mit anderen Gruppen geplant, denn wir sitzen nicht nur im selben Boot, sondern wir steuern auch denselben Kurs an: Umwelt- und Naturschutz! Bei den lokalen Behörden sind wir ebenfalls vorstellig geworden, denn auch hier wäre Zusammenarbeit nachhaltig vorteilhaft.
Auch ohne die Jugend geht nichts, und wir sehen den großen Bedarf an Umwelt- und Naturschutzbildungsmaßnahmen. Dieses Jahr haben wir die Schüler der International School Sindelfingen bei der naturnahen Gestaltung ihrer Grünflächen und bei einem Nisthilfenprojekt für Turmfalken unterstützt. Auch die Friedrich-Schiller-Realschule Böblingen haben wir zu Natur- und Umweltschutzprojekten in der Schule beraten und freuen uns auf die Umsetzung nächstes Jahr. Die „Weltretter“-Truppe der Schulsozialarbeit in Ehningen und die Pfadfindergruppe aus Holzgerlingen haben uns bei Nistkasten-Aktionen tatkräftig unterstützt.
Unsere Senioren und ihren reichen Geschichten- und Erfahrungsschatz wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen: jeden ersten Mittwoch im Monat trafen sich auch dieses Jahr die NABU-Generationen im Parkrestaurant zum Austausch. Über ihre aktive Teilnahme an den NABU-Treffs sowie an Veranstaltungen und Aktionen freuen wir uns immer besonders.
Bei unserer Jahreshauptversammlung im Oktober wurden das Sprecherteam und die Kassiererin Ingrid Pfister entlastet und neue Kassenprüfer ernannt (Mary Gensler, Claudia Stretz). Leider ist Karina Kohler aus zeitlichen Gründen aus unserem Sprecherteam ausgeschieden, bleibt uns aber mit ihrer Gestaltung unserer digitalen Medien auf der Homepage und Instagram erhalten.
Wie jedes Jahr haben wir ehrenamtliches Engagement außerhalb unserer Gruppe finanziell unterstützt, z.B. eine Igel-Auffangstation, die Wildvogelpflege über das Vogelzentrum Sindelfingen und die Kinder- und Jugendgruppe des BUND Sindelfingen.
Alles in allem ein sehr bewegtes und erfolgreiches NABU-Jahr, in dem die Motivation, das Engagement und die Arbeit unserer Aktiven und Neumitglieder im Vordergrund stand. Wir danken allen, die an dem Fortbestehen und der Entwicklung unserer NABU-Gruppe mitgewirkt haben und freuen uns auf das nächste Jahr und neue Herausforderungen!
Text: Dr. Evelyne Jeanrond, Bilder: NABU Sindelfingen-Böblingen u.U.