Wir möchten Ihnen auf dieser Seite Insektenporträts einiger heimischer Insekten vorstellen, die Sie vielleicht auch bei sich im Garten oder beim nächsten Spaziergang in der Natur entdecken können!
Texte und Fotos: Kerstin Schneider
Die Gebänderte Prachtlibelle
Die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) wird ca. 5 cm lang und hat eine Flügelspannweite von 7 cm. Ihren Namen hat sie wegen ihrer auffälligen Färbung: die Männchen schillern in einem prächtigen Blau, die Weibchen in einem metallischen Hellgrün.
Ihre bevorzugten Lebensräume sind sonnige Flüsse und Bäche mit viel Ufervegetation. Hin und wieder sind sie auch an Stillgewässern oder im Wald anzutreffen.
Flugzeit der Gebänderten Prachtlibelle ist von Mitte Mai bis Oktober.
Männliche Prachtlibellen zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Sie überwachen ihr Territorium von einer erhöhten Sitzposition. Nähert sich ein anderes Männchen, kann es zu Luftkämpfen kommen. Dabei kann man eine Besonderheit beobachten: Libellen sind nämlich die einzigen Insekten, die auch rückwärts fliegen können.
Libellen gelten als sehr wichtige Bioindikatoren für wertvolle Gewässerlebensräume. Leider ist ihr Dasein vielerorts durch Verschmutzung und Ausbau von Gewässern sowie Überdüngung gefährdet.
Die Blutzikade
Der Name mag schauerlich klingen, doch die Blutzikade (Cercopis vulnerata) ist völlig harmlos.
Der 9 bis 11 mm große Vertreter der Schaumzikaden hat seinen Namen wegen seiner auffälligen Färbung erhalten. Wie alle anderen rund 40.000 Zikadenarten auch, ist die Blutzikade ein Pflanzensaftsauger.
Wie viele andere Zikaden, kann auch die Blutzikade singen. Sie verwendet dafür ihr Tymbal, ein Organ das an der Basis des Hinterleibs sitzt.
Man findet die Blutzikade bspw. auf Weiden, Waldlichtungen, in Gärten oder lichten Wäldern, wo viele Fressfeinde auf sie lauern. Um ihr Überleben zu sichern hat die Blutzikade aber einige Taktiken parat: So wirkt ihre auffällige Färbung abschreckend. Kommt ihr doch einmal jemand zu nahe, scheidet sie aus ihren Fußspitzen eine übelriechende Flüssigkeit aus.
Die Blaue Holzbiene
Wildbiene des Jahres 2024: die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea). Ihren Namen hat die Holzbiene erhalten, weil sie ihre Brut in kleinen Höhlen aufzieht, die sie in morsches Holz gebohrt hat. Sie ist 20 bis 28 mm groß, hat bläulich-violett schillernde Flügel und einen schwarzen Körper.
Im Gegensatz zur Honigbiene, ist die Blaue Holzbiene ein Einzelgänger. Am häufigsten trifft man die Blaue Holzbiene auf Streuobstwiesen, in Gärten und Parks.
Wenn die Holzbiene nicht an den Nektar einer Blüte kommt, nagt sie kurzerhand ein Loch in die Blütenwand. Dabei kann es passieren, dass sie nicht mit dem Pollen in Berührung kommt, also keine Bestäubung stattfindet.
Die Holzbiene kann man im eigenen Garten mit einem Angebot an Totholz als Unterschlupf unterstützen. Sowie mit ausreichend Nahrung in Form von Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern.
Der Hirschkäfer
Der Hirschkäfer (Lucanus cervus, von lateinisch lucanus ‚Waldbewohner‘ und cervus ‚Hirsch‘) ist wohl der imposanteste Vertreter seiner Art: Die Männchen sind mit bis zu 9 cm, die Weibchen mit bis zu 6 cm, die größten Käfer Mitteleuropas.
Am besten beobachten kann man Hirschkäfer ab Mitte Mai bis Ende Juli. Sie halten sich hauptsächlich in Wäldern mit hohem Alt- und Totholzanteil, in der Nähe von Eichen, aber auch auf Streuobstwiesen, Parks und Gärten auf. Ganz besonders aktiv werden sie in der Abenddämmerung.
Die Hirschkäfer sind eine stark gefährdete und streng geschützte Art. Dafür ist vor allem der Verlust von Lebensraum durch Intensivierung der Forstwirtschaft verantwortlich.
Der Marienkäfer
Rund 80 verschiedene Arten Marienkäfer (Coccinellidae) gibt es in Deutschland. Unter diesen ist der Siebenpunkt (Coccinella septempunctata) am häufigsten vertreten. Dieser ist mit bis zu 9 mm einer der größeren Vertreter seiner Art.
Der Marienkäfer ist als Glücksbringer und als Nützling gut bekannt. Um die 100 bis 150 Blattläuse und Schildläuse vertilgt ein einzelner Marienkäfer jeden Tag. Auch die Larven verspeisen in den drei Wochen bis zur Verpuppung zwischen 400 und 600 Blattläuse. Deswegen werden Marienkäfer sogar als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel vertrieben.
Bei Gefahr scheidet der Marienkäfer ein stinkendes, gelbes Sekret aus. Dieses ist für den Menschen unschädlich. Für Ameisen jedoch, die den Marienkäfern auf der Jagd nach Blattläusen gerne einmal gefährlich werden, ist es giftig.
Zu finden sind Marienkäfer in Wäldern, Wiesen, Parks, Gärten, Mooren und Heiden.
Einige Marienkäferarten sind wegen Verlust des Lebensraums gefährdet. Außerdem reagieren sie viel empfindlicher auf Gifte, wie Pestizide. Viele spezialisierte Arten des Marienkäfers gelten als Bioindikatoren für ihre jeweiligen Habitate.
Der Pinselkäfer
Der Gebänderte Pinselkäfer (Trichius fasciatus) ist 9 bis 12 mm groß. Sein Körper ist wollig behaart. Die Zeichnung und Farbe der Flügeldecke kann stark variieren. Insgesamt soll seine Ähnlichkeit zur Hummel ihn wohl vor Fressfeinden schützen.
Am häufigsten anzutreffen ist er auf Waldwiesen und an Waldrändern in der Zeit von Juni bis Juli. Der Pinselkäfer ernährt sich von Pollen und Blütenteilen. Die Larven allerdings bevorzugen Totholz und organische Pflanzenteile.
Der glänzende Blütenprachtkäfer
Der Glänzende Blütenprachtkäfer (Anthaxia nitidula) ist zwischen 5 und 7 mm lang. Männchen und Weibchen sind unterschiedlich metallisch schimmernd gefärbt.
Er ist in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Sein Lebensraum findet er an Waldrändern, Waldlichtungen und im Gebüsch. Von April bis August fliegt er tagsüber auf der Suche nach Nahrung umher. Diese besteht aus Wildrosen- und anderen Blüten, beispielsweise von Obstbäumen. Diese sind auch wichtige Wirtspflanzen für die Larven.
Auch wenn er noch recht häufig vorkommt, steht der Glänzende Blütenprachtkäfer in Deutschland unter Naturschutz.
Schwebfliegen
Schwebfliegen sind Meister der Tarnung. Viele Arten sehen z.B. Wespen, Bienen oder Hornissen zum Verwechseln ähnlich. Das soll Fressfeinde abschrecken. Dabei haben Schwebfliegen weder einen Stachel, noch einen Stech- oder Sägerüssel und sind völlig harmlos. In Deutschland sind rund 450 Schwebfliegenarten bekannt. Am häufigsten trifft man auf die Winter- oder Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus).
Schwebfliegen sind wahre Flugkünstler. Sie können mit bis zu 300 Flügelschlägen ausgezeichnet manövrieren und sogar im Flug stehen.
Schwebfliegen sind reine Pollen- und Nektarfresser und neben den Bienen die wichtigsten Bestäuber. Die Schwebfliegenlarven fressen gerne Blattläuse, Schildläuse sowie Spinnmilben und sind daher durchaus nützlich.
Wegen des Mangels an Blühflächen und alten Bäumen sind rund die Hälfte der heimischen Schwebfliegenarten gefährdet.
Der Tatzenkäfer
Der Tatzenkäfer (Timarcha tenebricosa) ist der größte Blattkäfer in Mitteleuropa mit einer Größe von 15 bis 20 mm. Der Tatzenkäfer sieht dem Mistkäfer recht ähnlich. Deutliche Unterschiede findet man aber bei näherer Betrachtung: der Tatzenkäfer hat viel längere Fühler sowie auffällige Beine, die an Tatzen erinnern.
Bevorzugter Lebensraum des Tatzenkäfers ist an Waldrändern mit niedriger Vegetation Trockenrasen. Beobachten kann man sie von März bis Oktober. Tatzenkäfer ernähren sich hauptsächlich von Labkraut. Weswegen sie auch den Beinamen Labkraut-Blattkäfer genannt werden.
Kommt man den Käfern zu nahe, sondern sie eine rote Flüssigkeit ab. Dieses Verhalten, das bei vielen anderen Käfern ebenfalls beobachtet werden kann, nennt man Reflexbluten.
Das Taubenschwänzchen
Ursprünglich stammt das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) aus dem Mittelmeerraum. Wegen der immer wärmeren Temperaturen fühlt es sich mittlerweile aber auch in Deutschland wohl.
Taubenschwänzchen werden den Nachtfaltern zugeordnet, sind aber überwiegend tagsüber aktiv. So kann man sie bereits in den frühen Morgenstunden bis spätabends antreffen. Außer an besonders heißen Tagen, an denen auch das Taubenschwänzchen die größte Hitze meidet.
Weil das Taubenschwänzchen mit rund 80 Flügelschlägen pro Sekunde wie ein Kolibri umherschwirrt, kann es in fünf Minuten bis zu 100 Blüten besuchen. Außerdem hat das Taubenschwänzchen mit rund 28 mm einen besonders langen Saugrüssel. Dieser ermöglicht es ihm, Nektar im Schwirrflug aufzunehmen und so in sicherer Entfernung von Fressfeinden wie der Krabbenspinne zu bleiben.
Der Waldmistkäfer
Der bis zu 20 mm große Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus) ist wie sein Name schon sagt hauptsächlich im Wald anzutreffen. Lichte Wälder sowie Wald- und Feldränder sind sein Lebensraum. Sie sind echte Gärtner des Waldes, belüften sie doch mit ihren Brutröhren den Boden und entsorgen die Hinterlassenschaften der größeren Waldbewohner. Wie viele andere Käferarten, benötigt auch der Waldmistkäfer einen Lebensraum mit viel altem und Totholz.
Am besten kann man Waldmistkäfer von Juli bis September beobachten.
Der Waldmistkäfer trägt maßgeblich zur Gesundheit des Waldes bei und ist ein wichtiger Bioindikator für die Gesundheit des Ökosystems. Bedauerlicherweise ist der Waldmistkäfer gefährdet. Hauptursache dafür ist der Verlust seines Lebensraums sowie Vergiftung. Da die Käfer sich vorwiegend von Kot ernähren, auch dem von Nutztieren, welchen häufig Medikamente verabreicht werden, die für die Mistkäfer tödlich sein können.